Interview mit dem talentierten Künstler Achim Schroeteler
- Lina Petraviciute
- Oct 24
- 4 min read
Es war mir eine Freude, Herrn Achim in seinem Atelier kennenzulernen. Ich habe viel über seine Arbeit und seinen Werdegang erfahren und hatte die Gelegenheit, seine Stimme zu hören und seine Entschlossenheit zu spüren, Künstler zu sein, ohne sich beurteilt zu fühlen – einfach nur seinem eigenen Weg zu folgen.

Studio in Kriens Mr Achim Schroteler
1. Was würdest du einer/einem Künstler:in raten, die/der am Anfang ihres/seines Kunstschaffens steht?
Es geht um die Intensität des Schaffens. Am besten 4-5 Tage pro Woche am Experimentieren und Ausprobieren sein
Nicht zu viel auf Aussenmeinung hören, lieber auf das hören, was einen antreibt. Respekt vor den eigenen Impulsen, Gedankenblitzten und Ideen
Nicht zu lange ohne Antwort auf die Arbeit bleiben. Wichtig ist der Austausch, andere Kunstschaffende treffen, sich austauschen, sich vernetzen und sich immer mal wieder fragen, was man wirklich will und einen interessiert.
Andere Kunst sich anschauen, in Galerien gehen und herausfinden, welche einem gefällt, wenn möglich einen Galeriekontakt sehr langsam aufbauen
Unbedingt sich für Residenzen, auswertige Ateliers bewerben. Sich üben in der Kunst der Bewerbung. Nicht jahrelang am gleichen Ort sein
Und sehr wichtig: Pause machen. Tage, Wochen fern sein von der künstlerischen Arbeit und schauen, was es sonst noch so gibt.
2. Was hat dir als erfahrener Künstler deiner Meinung nach am meisten dabei geholfen, dein Schaffen zu entwickeln?
Immer die Arbeit im Atelier. Das Atelier als Ort der Reflektion, des Ausbruchs und langsam habe ich bemerkt, dass im Atelier die Welt anders tickt, es dort keine Beschränkungen gibt
Das temporäre Arbeiten im Kollektiv
Die anerkennende Aufnahme meiner Werke von Anderen. Dazu gehörten Werkankäufe, Residenz und Preise
3. Was ist deiner Meinung nach am wichtigsten, wenn man mit Galerien zusammenarbeiten will und seinen künstlerischen Lebenslauf (Portfolio) aufbaut?
Ich habe nie mit Galerien langfristig zu tun gehabt. Mir war immer die
Künstlerselbstverwaltung wichtiger. Gut ist sicher, wenn man einen Überblick hat, welche Galerien in der Nähe arbeiten. Gefällt einem da eine? Wenn ja, da öfters hingehen, zu Vernissagen, Finissagen und versuchen ins Gespräch zu kommen.
Wahrscheinlich hilft es zu zeigen, dass man wichtige Ausstellungen gemacht hat. Nur, wie kommt man an das. Ich würde sagen mit viel Geduld, aber auch einer Ausstellungstätigkeit, die zuerst im privaten, halböffentlichen Raum stattfindet, dann später in regional bekanntere Ausstellungsräume wechselt.
Wichtig ist die Dokumentation der Arbeiten. Spannend ist es, wenn Freund:innen das für einen machen. So bekomme ich neue Perspektiven auf mein Werk.
4. Du hast ein breites Spektrum an Werken in unterschiedlichen Stilen. Warum ist es deiner Meinung nach so wichtig, sowohl mit klassischen als auch mit modernen Stilen zu experimentieren? Und warum ist es wichtig mit verschiedenen Materialien zu arbeiten.
Ob klassisch oder modern ist für mich nicht wichtig. Ich mache diese Unterscheidung nicht. Ich folge einem Motiv, einem Ideenimpuls und überlege mir welche Farbqualität ich haben möchte, leuchtendes Aquarell, matteres Acryl oder leuchtend und lange bearbeitbare Farben, dann nehme ich Ölfarben. Und der Gebrauch der Malwerkzeuge ist sowohl klassisch, also der Farbauftrag mit dem Pinsel, aber auch aktuell normal mit den Pinselenden, Händen und Fingernägeln. Spannend finde ich das Kopieren von Fragmenten von Bildern, die mir gefallen. Ich suche mir Bilder aus der Renaissance und dem Barock. Spannend deswegen, weil ich in der Nachahmung fremde Kompositionen und Farbpaletten erforschen kann. Auch ist das eine ruhige Arbeit. Ich muss nichts erfinden, ich darf einfach folgen. Beobachte ich genau und mit Geduld, wird das Ergebnis gut.
Das Ausprobieren von verschiedenen Materialien halte ich für wichtig, damit du weisst, was es überhaupt an verschieden Farbqualitäten gibt und was du vielleicht miteinander mischen, kombinieren willst. Wie sich das anfühlt mit Acryl schnell zu arbeiten und mit Öl langsamer, weil du die längeren Trocknungszeiten beachten musst.
5. Was ist das Schwierigste daran, Künstler zu sein und wie gehst du mit
negativen Gedanken um?
Schwierig ist, wenn mir nichts einfällt, wenn ich keine Kraft habe zu beginnen.
Ich laufe dann im Atelier herum, ordne ein paar Sachen, laufe und mit Glück taucht eine winzige Idee auf, da könnte ich etwas weitermachen, ein Strich oder eine Farbe setzen und sobald Stift oder Pinsel in der Hand sind, geht es meisten, oft mit Stockungen, los. Aber es kann manchmal bis zu zwei Stunden dauern, bis der Stift in der Hand ist, oder ich muss mir sagen, dass heute nichts geht. Dann raus aus dem Atelier. So etwas kann ich vermeiden, wenn ich mir am Vortag etwas vornehmen kann, womit ich am nächsten Tag beginne, meistens ist das etwas Handwerkliches.
Schwierig ist es, einzusehen, dass ich nicht zu den 5% der Kunstschaffenden gehöre, die von der Kunst leben können. Schwierig und schön, denn das zwingt mich einem Beruf nachzugehen, der mich als Kunstschaffender finanziell unabhängig macht. Das befreit, weil ich nicht bei jeder Ausstellung darauf hoffe, gut zu verkaufen. Schwierig ist das viele Alleinsein im Atelier, da hilft es sehr, wenn du eine berufliche Tätigkeit hast, die dich mit Leuten in Kontakt kommen lässt, die ausserhalb der Kunstwelt leben. Die Zeit im Atelier verringert sich dadurch, was aber der Konzentration förderlich ist. Du hast am Tag zwei Stunden, als mache was.
Gut ist, dass es mit den Jahren einfacher wird, Ablehnungen nicht mehr zu persönlich zu nehmen. Wenn ich einen negativen Bescheid auf eine Bewerbung erhalten, dauert es heute einige Stunden, bis es wieder geht. Früher war das anders. Da hat die Krise durch eine Ablehnung ein, zwei Tage gedauert. Warum tue ich mir das an, wieso lass ich mich überhaupt beurteilen und wer beurteilt mich und wie ehrlich ist so eine abwertende Beurteilung. Wieviel Zeit haben sich die jeweiligen Juror:innen überhaupt für mich genommen. Solche Fragen relativieren die negativen, am Selbstwertgefühl nagenden Gedanken bei einer Ablehnung auf eine Bewerbung.
Schwierig ist es, das auszuhalten, wenn das, was man gerade macht, nicht gut ist, nicht so werden will, wie ich es mir vorstelle, es einfach furchtbar aussieht. Dann hört der Tag, die Nacht ungut auf und stundenlanges Herumprobieren hat scheinbar nichts gebracht. Dann nach Hause zu gehen, mit dem Gefühl der Unzufriedenheit, gehört zu den freiwillig gewählten Schwierigkeiten meines Alltags. Aber dann, am nächsten Tag, komme ich ins Atelier und sehe Unerwartetes. In dem gestrigen Gewühl gibt es Brauchbares. Wunderbar.
Ganz schwierig ist es, wenn ich in einer Ausstellung, in der ich viele Bilder zeige nichts verkaufe. Das Gefühl der Sinnlosigkeit meines Tuns ist dann sehr schwer auszuhalten. Dann weitre zu machen und die Gründe für das Fiasko zu besprechen scheint mir professionell.



























































Comments